Albrecht Schmidt, SZ vom 22.2.2000; "Am Landgraben Schutz gesucht"
Wir ... konnten damals nicht ahnen, daß wir 55 Jahre später noch zu
beweisen haben, warum wir wohl ... Schutz suchen mußten vor tief
fliegenden Flugobjekten (wenn es lt. Schnatz keine Tiefflieger waren).
Manfred Preiß, SZ vom 27.4.2000; "Glaubwürdigkeit abgesprochen"
Was ... die Überlebenden des Infernos so aufgebracht hat ist ... dass
ihnen Urteilsvermögen, Zurechnungsfähigkeit und damit Glaubwürdigkeit
... von einem buchstabenbeflissenen Aktenforscher abgesprochen werden.
I. Schicker, SZ vom 22.2.2000; "Einschüsse sind noch zu sehen"
Meine Mutter wurde am 14.2.1945 in den Mittagsstunden auf der
Zauckeroder Straße von einem Tiefflieger beschossen. ... Ein Mythos?
Nein!
Gudrun Schmidtke, SZ vom 22.2.2000; "Geduckt hinter gefälltem
Baum"
Am 14. Februar wurden wir beim Wasserholen beim Kaitzbach ... von
einem Tiefflieger überrascht und duckten uns hinter ein Trafohäuschen.
... Und diese Erlebnisse sollen nur meiner Phantasie entsprungen sein?
Dr. Peter Schlobach, SZ vom 22.2.2000; "Aus dem Tagebuch Victor
Klemperers"
Daß die Deutschen nach sechs Jahren Krieg nicht einen Tiefflieger von
den hochfliegenden Bombern unterscheiden konnten, ist eine Legende.
Ursula Dick, SZ vom 10.2.2005; "Aus den Erinnerungen einer
75-Jährigen"
Sie ... fuhr an der Elbe mit dem Fahrrad und kam in den
Tieffliegerangriff, wo noch mal Hunderte Flüchtlinge umkamen. Frau
Knorre erwischte es auch, sie musste mit Beckenschuss ins Krankenhaus.
Hiltraud Petzerling, SZ vom 3./4.3.2007; "Es hat Tiefflieger in
der Stadt gegeben"
Ich wurde selbst beschossen, zwischen dem Waldschlösschen und der
Neustadt.
Ruth Gawlitza, SZ vom 3./4.3.2007; "Was ich sage, ist doch wahr"
Wir sind dann ... zurückgelaufen bis Hosterwitz und wurden dort von
Tieffliegern beschossen.
... Ich habe es damals doch selbst erlebt, da kann man nicht sagen,
dass es nicht wahr ist.
Werner Kluge, SZ vom 2.4.09; "Tiefflieger über der
Kreischatalbahn"
Am 14. Februar 1945 fuhr mein Vater mit dem Fahrrad ... Er wurde in
der Ortslage Rabenau von Tieffliegern beschossen. ... Zeitlich dürften
diese Tiefflieger mit denen im Zentrum Dresdens identisch sein.
Dietmar Schreier, SZ vom 13.2.2007; "Unauslöschlich im
Gedächtnis"
Auch den Umgang mit den 100 Zeitzeugen, die von Tiefliegerangriffen
auf Dresden berichten, finde ich nicht in Ordnung. Ein Experte vom
Militärhistorischen Museum scheute sich nicht zu äußern: "Es sei aber
möglich, dass die Zeitzeugen spätere Erlebnisse auf den 13. Februar
übertragen".
Gert Lechner, SZ vom 14.4.09; "Realistische Berichte von
Überlebenden"
Sie flüchteten an die Elbe und wurden dort am 14. Februar 1945 von
Tieffliegern angegriffen. ... Ich denke, daß ihre Erzählungen
realistisch waren. Was hätten sie von einer unwahren Geschichte gehabt?
Hans Glöckner SZ vom 21./22.3.2010; "Eingereichte Tatsachen als
Einbildung abgetan"
Von der Kommission werden diese Zeitzeugen nicht ernst genommen und
die Tatsachen als "Einbildung" abgetan. ... Ich bin von dieser
Historikerkommission enttäuscht.
E. Garbe, SZ vom 26.3.2010; "Eine solide
Befragung der Zeitzeugen wäre nötig"
... ohne dass hochkarätige Wissenschaftler nach sechs Jahren zu der
Erkenntnis gelangen, das es keine Tieffliegerangriffe gegeben haben
kann, obwohl diese ... im gesamten Raum Dresden an der Tagesordnung
waren.
Eberhard Sennewald, DNN 25./26.10.2008;
Zu einem Beitrag von
Heiko Weckbrodt
... hörten wir im Anschluß an die letzte Bomberwelle das hochtourige
Motorengeräusch der Jagdflugzeuge ... Doch derartige Berichte von
Zeitzeugen - auch meine Aussage liegt der Kommission vor! - beeindrucken
Herrn Schnatz nicht.
Karl-Heinz Bode, Märkische Allg. Zeitung (MAZ) vom 17.6.2010;
"Tiefflüge auf Zivilisten"
(Dresden-Wachwitz, Anstehen nach Lebensmittelkarten)
Während des
Anstehens kamen
alliierte Flugzeuge im Tiefflug und beschossen uns...
Irene Jander, MAZ vom 18.3.2010; "Widerspruch zu
Forschungsergebnissen"
Zwischen Kaitz und Bannewitz wurden wir von Tieffliegern in mehreren
Wellen beschossen. ... Ein Bus in unserer Nähe wurde in Brand
geschossen.
H. Jensen, MAZ vom 22.4.2010; "Wissenschaftler sollten Zeitzeugen
befragen"
... ist es nicht Aufgabe einer seriösen Forschung, zuerst alle
lebenden Zeitzeugen zu befragen und anzuhören, solange dies noch möglich
ist?
Rosemarie Nickel, SZ vom Juni 2010; "Politisch
instrumentalisiert wird erst in jüngster Zeit"
(Zitat Vonnegut:) "... Dann sahen sie andere
Leute am Flußufer entlanggehen und schossen auf sie. Sie trafen einige
von ihnen." Das stimmt genau mit dem überein, was Herr Bürgel
festgestellt hat und was ich immer wieder von Betroffenen gehört habe.
Christa Liedtke, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 2005 (?); "Von
Tieffliegern beschossen"
... fuhren wir ... am 14. Februar 1945 nach
Leupoldishain im Elbsandsteingebirge. ... Zwischen Niedersedlitz und
Pirna sind wir mehrmals von Tieffliegern beschossen worden.
Traute Richter/Schauspielerin, Frankfurter Rundschau vom
12.2.1985; sie wird direkt und indirekt
zitiert in "Dresden
erinnert sich ..." Sie rannte zum
Großen Garten, Dresdens Stadtpark, und erlebte, wie Jagdflieger auf die
Menschen schossen.
Elvira Hönig, Süddeutsche Zeitung vom 9./10.3.1985; "Für
Überlebende nur Hohn"
Ich war am 14.2.1945 um die Mittagszeit von
Löbdau
[sic]
nach Niedersedlitz unterwegs und wurde am Tierpark wiederholt von
Tieffliegern gezielt beschossen.
Dr. Renate Franke, Frankfurter Allg. Zeitung vom
27.3.2010; "Gnadenlos geschossen"
Nach kurzer Fahrt stoppte die Bahn. Es gab Schreie, Panik:
„Tieffliegerangriff!“ ... Ich suchte Schutz im Straßengraben, sah ein
tieffliegendes Flugzeug auf mich zukommen, ... |
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sind ein anschauliches Kompendium der
öffentlichen Meinung. Darin widerspiegelt sich neben persönlichen
Schilderungen auch die Verzweiflung der Augenzeugen, sich von
Anderen, kraft deren Deutungshoheit, den Gehalt ihrer Erinnerungen bestimmen
lassen zu müssen.
Warum werden wir Zeitzeugen so negativ
verurteilt?
In der SZ musste ich lesen, dass ich als
Zeitzeugin unglaubhaft bin und mir die Tieffliegerangriffe ausgedacht
habe, wie so viele andere auch. Die sogenannten Experten stellen uns
hin, als ob wir nicht mehr richtig im Kopf sind. Wem sind sie
verpflichtet, dass sie die Wahrheit nicht hören wollen?
Gisela Pfenniger,
Görlitz
(Leserzuschrift, SZ vom 8.10.2008)
Aus einem Leserbrief
SZ vom 11./12. 10. 2008
S. 19
Dr. Helmut Kresse
01069 Dresden
Herr Schnatz kommt mir
vor wie jene Abgesandte des Papstes, die von Galilei vergeblich
aufgefordert wurden, durch das Fernrohr zu blicken, um die Jupitermonde
zu sehen – weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Es ist schon
ungeheuerlich zu behaupten, es habe keine Tieffliegerangriffe gegeben –
trotz aller noch lebenden Zeitzeugen.
Aus einem Leserbrief
SZ vom 3./4.3.2007
S. 21
Hans-Peter
Lötzsch
01824 Papstdorf
"tak-tack-tack" ist keine Bombe.
(...)
tak-tak-tak sind Bordwaffen,
Maschinengewehre oder leichte Bordkanonen. (Aus seiner Zuschrift)
Geschichtspolitisch
intellektuelle Aburteilung
Das Geschehene
als Konstruktion "kreativ deutender
Vergegenwärtigung"
Betroffene
sind ungenaue Zeugen, wenn sie, noch dazu unterstützt von der Politik,
in einer „kollektiven Amnesie" auf die Konfrontation mit der
Wirklichkeit reagieren, und das Geschehene als „kreativ deutende
Vergegenwärtigung" neu konstruieren. Im Verlauf solcher
Rekonstruktionsprozesse entstehen selten präzise Abbilder der
Erinnerung, vielmehr bilden sie individuelle und kollektive
Darstellungs-, Deutungs- und Verarbeitungsstrategien ab, zumal Legenden
und politische Absichten die Ereignisse schon frühzeitig überlagerten.
Thomas Widera,
Mitglied
der Dresdner Historikerkommission.
Quelle: Dresden 1945-1948, Göttingen 2004; Seite 42
Der
wortgewaltige Literat
Von
der „entorteten Erzählung“ zum „sinnstiftenden Moment“
Der
Mythos, verstanden als entortete Erzählung, die ein Identitätsangebot
macht, verdichtet auch in seiner Dresdner Variante einen
Geschehenskomplex zum sinnstiftenden Moment. Dies lässt sich am Beispiel
der Dresdner Tieffliegerlegende vorführen. Es gab tatsächlich
Tieffliegerangriffe durch alliierte Flugzeuge am 14. Febr. 1945 – nur
spielten die sich etwa 200 km von Dresden entfernt ab.
Ebenso fanden in unmittelbarer Umgebung von Dresden Tieffliegerangriffe
statt – nur nicht am 13., 14. oder 15. Februar.
In den sinnstiftenden, mythischen Erinnerungen an die Luftangriffe auf
Dresden verdichteten sich für die DresdnerInnen der Erlebnisgeneration
also ihre Erfahrungen der letzten Monate des Zweiten Weltkrieges auf
räumlicher und zeitlicher Ebene. Vom komplexen geschichtlichen
Geschehnis bleibt so die ‚Erinnerung’, unschuldiges Opfer barbarischer
Hetzjagden geworden zu sein.
Quelle:
Henning
Fischer, Erinnerung an und für Deutschland. Dresden und der 13.
Februar 1945 im Gedächtnis der Berliner Republik. Münster 2011
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